Text: Dr.in Patricia Purker, Natur- und Heilpflanzen-Akademie
Sie stechen einem bei Spaziergängen und Wanderungen gleich ins Auge: Leuchtend gelbe Schlüsselblumen und strahlende Arnikas auf saftigen grünen Bergwiesen; mit etwas Glück entdeckt man eine Türkenbundlilie.
Viele Pflanzen sind geschützt und dürfen nicht gepflückt werden, auch wenn sie, wie die Arnika, berühmte Heilpflanzen sind. Daneben wachsen oft unscheinbare Arten, die beim Vorbeigehen kaum beachtet werden oder, sollten sie es wagen, in Gärten zu wachsen, gar als Unkraut verschrien sind. Und doch sind es gerade diese Pflanzen, die in der traditionellen Heilkunde genauso ihren Platz wie auf dem Küchentisch haben.
Wohl am bekanntesten ist der im Frühling und Herbst blühende Löwenzahn. Alle seine Teile sind essbar. Seine Bitterstoffe sind gesund für Galle und Leber, und seine jungen Blätter können im Kartoffelsalat den Vogerlsalat ersetzen.
Die verschiedenen Labkraut-Arten findet man meist erst, wenn sich ihre weißen oder gelben Blütenstände aus dem Gras hervorheben. Ihre quirlständigen Blätter (von quirlständig spricht man, wenn drei oder mehr Blätter - auch Seitentriebe oder Blüten - dem Stängel auf gleicher Höhe entspringen) und eckigen Stängel lassen sich leicht bestimmen und sind das ganze Jahr über zu finden. Sie haben einen milden Geschmack und eignen sich als grüne Beigabe zu Speisen oder Getränken. Im Wald findet sich mit dem Waldmeister das einzige duftende Labkraut. Er kann in der Küche verwendet werden, allerdings sparsam, da sein Aroma zu Kopfschmerzen führen kann.
Ebenfalls in lichten Wäldern von Frühling bis Spätsommer findet sich der Waldsauerklee. Er sieht zwar aus wie Klee, ist aber nicht mit ihm verwandt. Wie sein Name verspricht, schmeckt er zusammenziehend sauer und regt den Speichelfluss an. Wenn auf einer Wanderung die Wasserflasche leer geworden ist, hilft das Kauen eines Blattes, den Durst bis zur nächsten Wasserstelle zu mindern. Ein paar Blätter auf dem Brot oder in einer Soße schmecken gut. Waldsauerklee sollte aber nicht im Übermaß gegessen werden, da seine Inhaltsstoffe die Bildung von Nierensteinen fördern können.
Wenn einen im Sommer Bremsen beißen oder sich durch Schuhe Druckstellen an den Füßen bilden, kommt der Breitwegerich gerade recht: Er wächst an jedem Weg und hat flache Blattrosetten, feste, runde Blätter mit parallelen Nerven sowie einen ährigen Blütenstand. Zur Linderung von Insektenstichen und -bissen hilft es, ein Breitwegerich-Blatt zwischen den Fingern zu zerreiben und die betroffene Stelle damit abzutupfen. Auf Druckstellen legt man einfach ein Blatt und zieht eine Socke darüber.
Genauso kann auch Spitzwegerich verwendet werden. Aus ihm lässt sich auch Hustensirup zubereiten.
Auf sommerlichen Wiesen stechen die weißen Blüten der Schafgarbe heraus. Auf den ersten Blick kann sie mit teilweise auch giftigen Doldenblütengewächsen verwechselt werden, aber einige Merkmale machen sie sicher erkennbar: Ihr fester Stängel lässt sich nicht abreißen, und ihre schmalen, gefiederten Blätter sehen mit etwas Fantasie wie Augenbrauen aus. Außerdem verströmt sie einen aromatischen Duft. In der Küche kann man ihre Blüten und Blätter für Kräutersalz sowie zum Würzen von Fisch, Fleisch und Erdäpfeln verwenden. Die Schafgarbe wirkt krampflösend und wird bei Regelschmerzen und Magenkrämpfen als Tee angewandt.
Im Mai öffnen sich die weißen Blüten des Holunders, die intensiv duften. Aus den essbaren süßen Blüten kann man einen wohlschmeckenden Sirup herstellen. Die Heilwirkung der Blüten ist weniger bekannt: Sie wirken schweißtreibend und werden Erkältungstee-Mischungen beigefügt.
Im August werden die Früchte reif. Sie sind, wie auch die Blätter des Strauchs, giftig; die Beeren können aber durch Kochen essbar gemacht werden. Die Holunderbeeren sind violett-schwarz und hängen schwer an den Ästen. Auch sie können zu Sirup oder zu Hollerröster verarbeitet werden, der eine beliebte Beilage zu Kaiserschmarren ist.
Die Blüten und Früchte des Holunders können mit Giftpflanzen verwechselt werden. Achtet man auf die Fiederblätter und die mit braunen Punkten versehene graue Rinde, lässt sich Holunder sicher bestimmen.
Natur- & Heilpflanzen-Akademie Villa Natura
Dr.in Patricia Purker ist die Leiterin der Natur- und Heilpflanzen-Akademie Villa Natura.
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Termin: 13. Mai 2023:
Grüne Kraftpakete sammeln, verarbeiten und genießen
Ort: Küchenstudio Guttmann, Großraming
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